Metalcoven (Germany)
http://www.metalcoven.exit.de/

1)So, Christopherus, oh Du Allerheiliger, ich bitte darum, dass Du mir Deine Jungs und Dich noch mal in aller Genauigkeit vorstellst!

Christoph: Was soll ich sagen? Wir sehen toll aus, spielen tolle Musik und geben blöde Antworten... ne, der Felix wird Dich aufklären!

Felix: Also, da wären erst mal Steven & Chris, die sich anno 1998 auf Nachtschicht im Krankenhaus kennen lernten. Steven gurkte schon seit einiger Zeit ein Konzept für eine Fantasy-Band im Kopf herum, und er brauchte nun Leute, um es umzusetzen. Da kam ihm Christoph gerade recht. Ich kannte Steven schon recht lange, und so fragte er mich, ob ich nicht mal wieder ein bisschen Bass zocken wollte. Also fingen wir an, anhand der bereits vorhandenen Story Songs zu schreiben. Als sich dieser Prozess als äußerst fruchtbar erwies, komplettierten wir mit Hagen (ein Sänger aus meinem Bekanntenkreis) und Micha (übrigens damals auch ein Kollege von Steven & Chris aus dem Krankenhaus) an den Keyboards das Line-Up. Wir dachten dann so langsam mal ans Aufnehmen - doch leider gab es keinen passenden Schlagzeuger für uns. Nach einer längeren Periode des Suchens entschlossen wir uns schließlich schweren Herzens, die Aufnahmen ohne einen Drummer durchzuziehen, denn langsam wurden die Songs alt. Herausgekommen ist schließlich „Book I: Iostros“.

2)Wie liegt denn die derzeitige Live-Situation bei Euch? habt Ihr inzwischen einen fähigen Schlagzeuger rekrutieren können?

Felix: Nö, aber wir suchen immer noch! Wir wollen alle unbedingt live spielen. Wenn es da draußen irgendwo einen Drummer gibt, der Bock auf unser Zeug hat - her damit.

Christoph: Und zwar bei Shaddowfox@t-online.de melden. Es wäre uns echt wichtig, endlich auf die Bühne zu kommen. Wir wollen zeigen, dass wir unsere Stücke auch live beherrschen; und gerade auf der Bühne wird bestimmt die Magie von Logar´s Abenteuern erst richtig zu wirken beginnen, wenn der Funke zwischen Band und Fans überspringt. Hoffentlich bald...

3)Obwohl die Einflüsse von Acts wie Rhapsody und Blind Guardian offensichtlich sind, muss ich Euch eine gewisse Eigenständigkeit bescheinigen. Ihr habt viele verträumte, ruhige Passagen an Bord, was mir sehr gut gefällt. Soll das nun Eure letztendliche Linie sein, Melodic Power Metal (denn die Power ist vorhanden) mit mittelalterlicher Linie?

Felix: Danke, du hast unser Grundprinzip ganz gut wiedergegeben: Power Metal mit Melodie und mittelalterlichen Elementen. Den Zusammenhang mit Rhapsody kann ich allerdings nicht erkennen; bei uns stehen eher die Rhythmusklampfen und die simplen Grundstrukturen im Vordergrund als der ganze bombastische Keyboardkram und die Komplexität von Rhapsody - Blind Guardian sind sicherlich eher als Einfluss zu nennen, aber auch andere rifforientierte Bands wie z.B. Running Wild oder Gamma Ray. Die Ideen, die wir bisher für „Book II“ sammeln konnten, deuten im Prinzip in dieselbe Richtung - wenn vielleicht auch mehr Up tempo die ruhigen Passagen werden auf jeden Fall erhalten bleiben.

Christoph: Wir planen unsere Musik nicht am Reißbrett, sie entsteht aus dem Metal-Heart. Fakt ist aber, dass wir immer Power Metal spielen werden, die Lieder werden immer mitreißend bleiben und auch Orchester, Chöre und Mittelalter werden immer ihren Platz bei uns behalten. Das ist eben das Zeug, was wir mögen. So klingt Logar´s Diary. Ich hasse es, wenn eine Band unter dem Deckmantel der Weiterentwicklung plötzlich stilbruch begeht. Das werden wir nicht tun. Wir werden uns sicherlich auch entwickeln, aber nie unsere Roots vergessen oder stilfremde Einflüsse benutzen müssen. Unsere Musik ist ein so reichhaltiger Schatz, da können wir noch hundert Jahre aus dem vollen schöpfen...!

4)Woher stammt der Bandname? Fantasy-Sagengestalt Eurer eigenen Visionen oder einem Werk eines bekannten Autoren entnommen?

Christoph: Ich weiß nicht, ob Steven als bekannt bezeichnet werden kann, sollte oder wird...

Felix: Logar ist ein junger Magier, der mit seinen Freunden in der Earthdawn-Welt Abenteuer erlebt. Earthdawn ist ein Pen & Paper Fantasy-Rollenspiel. Steven spielt diesen Charakter tatsächlich, und aus einem seiner wirklich durchgespielten Abenteuer ist „Book I: Iostros“ entstanden. Logar schreibt all seine Abenteuer in sein Tagebuch, und wir vertonen sie - das ist Logar’s Diary.

5)Metal, wie steht es in der Hauptstadt damit? Wie ist die Szene insgesamt, was geht für Euch ab? Wo liegen Eure Ziele, wie weit seid Ihr schon vorgedrungen?

Felix: Na ja, viel Rummel bezüglich Metal gibt es hier nicht. Berlin hat zwar eine rührige Underground-Szene, vor allem übrigens im Death-Metal Bereich, aber sonst läuft hier nicht viel ab. Bei Symphony X letzte Woche waren gerade mal ca. 60 Nasen - eine Schande, wenn du mich fragst. Mit Logar’s Diary wollen wir uns natürlich als feste Größe in der deutschen Szene und darüber hinaus etablieren, allerdings suchen wir noch ein Label. Und das ist zum Erreichen unserer Ziele nun einmal notwendig. Die Kritiken zu „Book I“ haben uns jedenfalls größtenteils echt von den Socken geholt. Mit so viel Lob hat wohl keiner von uns vorher gerechnet, und die erste Nachpressung mußte auch schon in Auftrag gegeben werden, weil wir keine CD’s mehr liefern konnten.

Christoph: Über unsere Metal-Szene könnte ich mich stundenlang auskotzen. Aber die ist eben wie sie ist. Du hast in Berlin einfach zu viele Alternativen. Und die Berliner sind auch verwöhnt, denn hier passieren eben alle wichtigen Events. Und wer geht denn da schon zu einem Jag Panzer-Konzert, wo doch eine Woche später AC/DC mit 90.- Karten spielen...! Sehr stark ist hier auch (leider) die stark rechts durchsetzte Black Metal Szene mit ihren ganzen Kindereien, echt schade!!! Auf der anderen Seite wohnen hier aber auch so viele Leute, dass ich einen sehr großen Freundeskreis allein aus Metal-Fans habe, das geht wo anders bestimmt nicht so gut. Und die Ziele von Logar hat Felix schon gut zusammengefasst, wobei ich noch mal betonen will, dass wir Logar vor allem aus der Liebe zum Metal machen. Da wir aber Perfektionisten sind, wollen wir natürlich so weit wie möglich kommen und werden das auch schaffen!!!

6)Du sagtest, dass Ihr das spielt, was Ihr auch privat gerne hört. Ihr scheint mir im Glauben an diese Spielweise des Metals sehr gestärkt zu sein. Was entgegnest Du Leuten, die behaupten, Ihr spielt den gerade angesagten Melodic-Stil mit Mittelaltereinflüssen des schnellen Erfolges wegen? (Was ich nicht glauben mögen wollte, da mir Eure Musik sehr bodenständig und ehrlich, vor allem auch sehr um Eigenständigkeit bemüht klingt.)

Felix: Was soll ich solchen Leuten noch groß sagen - sollen sie doch denken, was sie wollen. Ich weiß, Christoph ist da euphorischer bei der Sache als ich, aber ich kann mich einfach nicht mehr über so was aufregen. Freunde und Bekannte wissen um meine Vorliebe für Metal - fertig. Sollte jemand allerdings nur auf der Suche nach viel Ruhm und Geld sein - im Metal wird er sie wohl kaum finden ...

Christoph: Ich beneide die anderen um ihre Gelassenheit! Mich bringt so was auf die Palme!!! Mir ist SCHEIßEGAL, was gerade angesagt ist, ich spiele das, was ich liebe. Punkt! Fertig! Aus! Es ist immer leicht, eine Band nach dem zu beurteilen, was sie spielt, aber hinter den Spiegel guckt selten jemand. Man, hinter einer Band stehen Charaktere, die alle ihre eigene Geschichte haben. Wenn man dahin schaut, sieht man sehr wohl, wer was warum spielt. Und mir darf niemand vorwerfen, dass ich Power Metal spiele. Das ist meine Musik, immer schon gewesen und wird sie auch bleiben! Wenn wir trendy klingen, Pech! Wenn nicht, auch egal! Solange ein Musiker ehrlich ist, darf er machen was er will!

7)Woher bezieht Ihr Eure Einflüsse? Wie wichtig sind die Fantasy-Autoren dafür, dass Euren kreativen Gemütern solch üppige Melodiebomben entspringen?

Felix: Für mich sind Einflüsse wie z.B. Tolkien oder eben auch Rowling sehr wichtig. Ich habe immer eine bestimmte Fantasy-Szene vor Augen, wenn ich mich an einen Logar’s Diary - Song mache. Und das wichtigste an einem solchen Song ist zweifelsohne die Melodie - beim Komponieren der Gesangslinie muss mich diese bestimmte Gänsehaut überziehen - ansonsten taugt die Linie nichts. Sie muss schnell ins Ohr gehen, ohne dabei banal und albern zu wirken.

Christoph: Immer eine schmale Gradwanderung. Ich denke, ich werde beim Komponieren nicht von Fantasy-Autoren beeinflusst. Eher von den Sachen, die ich höre. Aber es gibt kein Patent zum Songwriting. Mal entstehen Riffs zuerst, dann bastelt man tagelang an einer Melodie rum, dann fallen einem an den unmöglichsten Orten plötzlich geniale Verfeinerungen oder Melodien ein. Man muss eben immer flexibel bleiben. Und dass sich ein Einfluss nicht zu stark auswächst, dafür sorgen die andern in der Band...!

8)Wie siehst Du die Entwicklung des Metal für die Zukunft? Hat traditioneller Metal eine Überlebenschance? Wird seine Magie bestehen bleiben?

Felix: Die Magie wird solange bestehen, wie es Leute gibt, die diese Musik hören und spielen, also praktisch ewig. Der so oft herbeigeredete Tod des Metal ist nicht mehr als das Rumgeschwätze von Leuten, die offenbar noch nie gespürt haben, welche Magie Metal auslösen kann - und diese Magie hat für mich herzlich wenig mit Tod zu tun.

Christoph: Grundsätzlich hat Felix natürlich recht. Meine Prognose sieht so aus: Im Moment ist der Power Metal wieder auf dem absteigenden Ast. Die Szene wird sich klein schrumpfen, viele Bands verschwinden. Die großen Magazine werden einen nicht unbeträchtlichen Teil der Schuld auf sich laden, indem sie diese Entwicklung massivst forcieren. In den nächsten Jahren wird es schwer für Power Metal Bands werden, es sei denn, sie sind bereits etabliert. Es wird jede neue Band als Klon abgestempelt werden. Irgendwann fangen die Fans dann wieder an, nach mehr solcher Bands zu rufen und die Chose geht wie 1997 wieder los. Diese ganzen Trends laufen doch immer in Wellen ab. Und die Szene besteht eben nicht aus lauter Individualisten, die sich einen Scheiß um Trends kümmern. Die einen lassen sich bewusst beeinflussen, die anderen unbewusst, aber frei ist niemand mehr. Nicht umsonst tragen alle Metal-Fans die Individualisten-Einheitsfarbe schwarz... ;-)

9)Ok, ich will nun von Dir Stories und dergleichen aus dem Bandalltag hören bzw. auch lustige Anekdoten und Horrorgeschichten über verpatzte Gigs, etc.

Felix: Nun ja, mit tollen Livestories bzgl. Logar’s Diary kann ich leider noch nicht aufwarten, aber die Studiotermine hatten es auch in sich. Versuch bloß mal, in Ruhe am Bildschirm zu arbeiten, während hinter Dir Steven lautstark Deinen Teddy poppt, Christoph noch lauter Chips frisst und Hagen sich über alles kaputtlacht, dann weißt du, was ich meine...

Christoph: Ich weiß nicht was Felix immer hat! War doch alles im Rahmen des Erträglichen, oder vielleicht hätten wir den Teddy fressen, Hagen poppen und über Felix lachen sollen??? (Oder war das nicht so?)

10)Any famous last words?

Christoph: Es wäre schön, wenn es nicht mehr so viele verbohrte Fans geben würde, die sich gegenseitig bekriegen. Wir sind EINE Metal-Szene und sollten zusammenhalten! Nur dann können wir was bewegen und in der Gesellschaft überleben! Seid stark, individualistisch, idealistisch und einig!!!

Felix: Danke für die Unterstützung und das Interview.

Interview by Sascha Maurer

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