Hagridden

Auf einer Pre-Listening Party von Personal War (der Metti schafft mir hier Interviewpartner ohne Ende an... erst Destillery, dann Hagridden) lernten Arne und ich den Gitarristen der Kölner Death/Thrash-Formation Hagridden kennne. Und da der ohne Murren diverse Flaschen Bier mit seinem Feuerzeug öffnete, revanchiere ich mich hier mittels ein wenig Werbung für die Band.

Erzähl doch zu Beginn mal die Geschichte der Band bisher. Wie kamt ihr auf den Namen? Hat er eine Bedeutung?

Dominik: Ich weiß jetzt gar nicht genau, wann die Band gegründet wurde... Ingo (Git) und Hendrik (Bass) haben vor ein paar Jahren die fixe Idee gehabt eine Band zu starten. Anfangs haben die zwei bei Hendrik`s Mama im Keller gerockt. Nachdem sie einen Drummer gefunden hatten, haben sie mich gefragt, ob ich Bock hätte zu singen. Ich bin zu dem Job also gewissermaßen wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Wir haben dann recht schnell einen Proberaum bei uns im JuZe bekommen, wo wir auch heute noch proben. Leider haben wir die ersten zwei Jahre ziemlich vertrödelt. Richtig durch gestartet sind wir erst, als wir den damaligen Drummer `raus geschmissen und durch Heike ersetzt haben. Das war im Sommer `96. Im Frühjahr `97 haben wir dann unser erstes Konzert gespielt. Und seitdem geht`s kontinuierlich bergauf! Unter HAGRIDDEN formieren wir allerdings erst seit der Veröffentlichung von "Symmetry In Chaos".
Zuvor haben wir die Bandnamen immer mal wieder gewechselt, weil sie entweder scheiße klangen oder es bereits andere Kombos gleichen Namens gab. Um dem vor zu beugen, haben wir uns dann entschlossen, einen Namen zu verwenden, den es in der Form nicht gibt.
HAGRIDDEN ist im Grunde ein zusammen gesetztes Wort und könnte sinngemäß so viel heißen wie "vom Alptraum gequält". Wir haben uns jedoch nicht wegen der Bedeutung sondern vielmehr wegen des Klanges für HAGRIDDEN entschieden: zum einen klingt es ungewöhnlich und zum anderen kann man nicht sofort auf die Musik schließen, die wir spielen.

Euer Covermotiv hat doch irgendwas mit Mathematik zu tun, oder? Ich kenn die Dinger noch von meinem alten Mathebuch, da waren die auch drauf. Was sind denn das für Dinger?

Ingo: Nun, die Dinger heißen Fraktale - in unserem Fall ist es die Mandelbrot´sche Menge- und es stimmt schon, es sind mathematische Formeln, mit denen sich diese Figuren berechnen lassen. Das faszinierende an Fraktalen ist, daß dieselben Formen immer wieder auftauchen, egal wie nah man reinzoomt.
Daher stammt auch der Titel der MCD, der die ewige Wiederkehr des Gesamten in einem Teil seiner selbst beschreibt. Fraktale haben für mich auch einen großen symbolischen Charakter, denn sie symbolisieren, daß die Beschaffenheit eines Ganzen (fast) immer Rückschlüsse auf seine Bestandtteile zuläßt.
Auf der Suche nach einem passenden Titel für die CD stieß ich (eher zufällig) auf ein Buch über Chaosforschung, das den selben Titel trägt. Die Bilder in diesem Buch gefielen uns so gut und erschienen uns auch tiefsinnig genug, daß wir uns inspirieren ließen und auch direkt den Titel übernahmen. (Ganz nebenbei: Wer genau hinsieht, wird vielleicht feststellen, daß auch alle anderen Bilder im Booklet Teile des Covers sind!)

Nun ist eure MCD ja schon ein wenig älter. Sind die darauf gebotenen Stücke denn überhaupt noch repräsentativ für Hagridden?

Ingo: Auf "Symmetry in chaos" haben wir quasi einen Querschnitt unserer bisherigen musikalischen Schaffenszeit verewigt: Dieser reicht vom ersten Stück, das wir je spielten (Ende ´93, damals noch in anderer Besetzung) "Journey Into Misery" bis hin zum bei den CD-Aufnahmen neuesten Stück "Disarmament". Ich denke, schon bei diesen beiden Stücken ist ein gewisser Unterschied zu hören, da sich auch unsere technischen Möglichkeiten verbessert haben. Die Riffs sind etwas komplexer geworden, der Aufbau ebenso, aber dennoch steht der Groove im Vordergrund, was aber nicht heißen soll, daß die Stücke einfach gehalten sind. Im großen und ganzen hat es jemand auf einem unserer letzten Konzerte zusammengefaßt: Hagridden rockt!

Mit euren Texten bezieht ihr Stellung zu Problemen in der Welt, wie der Scheinheiligkeit der Menschen oder dem Leiden der Zivilbevölkerung im Krieg. Seht ihr euch als politische Band?

Ingo: Wir haben schon Beschwerden über unsere "Weltverbesserereinstellung" gehört, die ich aber nicht nachvollziehen kann: Wir nehmen nicht für uns in Anspruch, die Lösung für alle Probleme in der Tasche zu haben; dennoch wollen wir Probleme aufzeigen und praktisch zur Diskussion stellen. Die Tod & Teufel-Themen, mit denen sich viele Metalbands rumschlagen, sind meiner Meinung nach nichts als Imagefundamente, die darstellen sollen, wie böse man doch als Metaller ist und sind genauso nichtssagend und schwachsinnig wie die meisten Poptexte. Gibt es also bessere Themen über die man singen könnte?

Wo seht ihr denn eure musikalischen Einflüsse? Fühlt ihr euch überhaupt von anderen Bands beeinflusst?

Ingo:Ja, klar, dagegen kann man ja wohl auch nichts machen, wobei ich es schwer finde zu sagen, wer einen denn nun beeinflußt hat. Ich für meinen Teil bin mit Napalm Death, Pantera und Gorefest groß geworden, wobei mich da wohl am meisten Pantera beeinflußt haben. Für unsere Lieblingsbands müßte ich Dir wohl eine lange Liste schicken, aber es bewegt sich wohl alles zwischen Nevermore, Meshuggah und Napalm Death, was die Eckpunkte wohl recht gut abdecken dürfte.

Konzerttechnisch seit ihr ja doch relativ häufig unterwegs und habt auch schon mit bekannteren Bands, wie den Apokalyptischen Reitern, gespielt. Mit welcher Band hat es denn am meisten Spaß gemacht zu spielen und habt ihr irgendwelche interessanten Erlebnisse dabei erlebt, die ihr mit unseren Lesern teilen möchtet?

Dominik: Ja stimmt, wir bemühen uns so oft es geht aufzutreten. Am meisten Spaß hat es definitiv im April diesen Jahres gemacht. Wir haben zusammen mit JACK SLATER, TEARS OF DECAY, BK 49 und PROFANITY in der Bonner "Klangstation" gespielt. Das war von der Atmosphäre so ziemlich das geilste Konzert bislang, weil sich einfach alle Bands auf Anhieb super verstanden haben. Mit den Jungs haben wir echt Spaß gehabt! Das ist zwar leider nicht immer so, aber richtig schlechte Erfahrungen sind uns bisher erspart geblieben.

Wie wichtig ist denn das Live-Spielen für euch? Was erwartet einen potentiellen Besucher eines Gigs von euch?

Dominik: Gigs sind auf jeden Fall das wichtigste für uns. Klar, die Stücke werden im Proberaum geschrieben und nicht auf der Bühne. Deswegen ist es auch wichtig von Zeit zu Zeit im Proberaum eine kreative Schaffenspause einzulegen. Aber die Anspannung vor einem Gig und die Energie, die sich dann während der Show entlädt, kann durch nichts ersetzt werden. Wir spielen sehr gerne und überall live! Wir geben auf der Bühne alles und lassen uns mittlerweile auch durch technische Schwierigkeiten nicht mehr aus der Bahn werfen. Wir geben trotzdem Vollgas. Und davon mal abgesehen sind Konzerte für uns die einzige Möglichkeit, ein paar CD`s zu verkaufen: über Mailorder oder Bestellungen läuft nämlich nicht so viel.

Wie sieht denn die Metal-Szene in Köln aus? Welche Bands kannst du empfehlen?

Dominik: Für eine Millionenstadt wie Köln ist "die Szene" vergleichsweise klein. Mit Sicherheit gibt`s hier `ne Menge Metal Fans aber "die Szene" sind für mich die Leute, die selbst aktiv sind und den Underground unterstützen. Sei es als Musiker, Fanziner, Veranstalter oder einfach nur als Besucher von Underground Shows.
Und von denen gibt`s in Köln nicht so schrecklich viele. Klar, es gibt schon noch einige coole Death Metal Bands wie z.B. AGES GONE, SCARECROE oder BARON. (Bei denen bin ich mir jetzt aber gar nicht sicher, ob`s die noch gibt!?) Die bekanntesten jedoch dürften nach wie vor GUERRILLA sein. Leider gibt es nur selten Underground Konzerte, was wohl auch daran liegt, daß es kaum Klubs gibt, die man zu vernünftigen Konditionen buchen kann, um selbst was auf die Beine zu stellen.
Die paar Konzerte, die es gibt, werden in der Regel von ca. 100 Leuten besucht, die dann vermutlich die Szene darstellen, da es überwiegend die selben, bekannten Gesichter sind.
Vor ein paar Jahren sah es hier noch besser aus. Aber viele der damaligen Läden haben die Besitzer gewechselt oder einfach dicht gemacht. Mittlerweile gibt`s eigentlich nur noch ein, zwei Kneipen, wo regelmäßig "richtiger" Metal läuft. Aber das ist auf Dauer auch langweilig... Alles in allem kommt man aber zu Recht, man kennt sich eben. Außerdem bleibt Köln dennoch "die schönste Stadt Deutschlands"...

In eurer Dankesliste wird Flying Dolphin, die Promo-Agentur von Chris Boltendahl, genannt. In welcher Beziehung steht ihr denn zu der Agentur?

Dominik: Du hast unsere CD aber wirklich ganz genau studiert... Der Reaper ist mein Boss! Ich arbeite bei den Dolphins als Promo-Schlampe und mache dort die Radio Promotion. Allerdings trenne ich den Job streng von der Band. Einzelne Leute wissen natürlich Bescheid und ich mache auch kein Staatsgeheimnis daraus - aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!

Kannst du mal dich und die anderen Bandmitglieder kurz charakterisieren?

Dominik: Nun, zwei aus unseren Reihen hast du ja bereits auf der Release Party von PERSONAL WAR kennengelernt (siehe Einleitung :)- Christian)! Ich hoffe doch, daß wir dort einen guten Eindruck gemacht haben.. :-) (Kann man so sagen, haha- Christian) Aber im ernst: wenn du uns auf einer Party, einem Konzert oder sonstwo triffst, dann sind wir das!!! Wir haben es nicht nötig uns nur der Musik wegen zu verstellen und ein bestimmtes Image zu pflegen! Ich werde mich also hüten, an dieser Stelle etwas über mich oder die anderen zu erzählen. Das mußt du schon selbst erfahren...:-)

Ihr plant ja eine Veröffentlichung mit Live-Aufnahmen. Wo? Wann? Warum? Wie?

Dominik: Wir haben unseren Gig mit den REITERN in Köln mit geschnitten. Soweit ich das nach den ersten Eindrücken beurteilen kann, ist die Sound Qualität richtig gut, so daß wir ernsthaft über eine Veröffentlichung nachdenken. Seit dem CD Release haben wir eine Reihe neuer Songs geschrieben, die wir nur zu gerne für die Nachwelt festhalten würden. Leider fehlt uns für eine weitere CD Produktion momentan noch das Geld. Deswegen werden wir evtl. ein paar der neuen Stücke, die wir auf diesem Konzert gespielt haben, als Tape oder CD-R veröffentlichen. Diese werden wir dann in erster Linie für Promo Zwecke verwenden. Ich gehe allerdings davon aus, daß man sie auch ( für kleines Geld! ) käuflich erwerben werden kann.

Willst du unseren Lesern noch etwas sagen?

Dominik: Nie mehr zweite Liga!!! Der 1.FC Köln ist endlich wieder da, wo er als Traditionsverein und Gründungsmitglied der Bundesliga hingehört!!! FC un Jeissbock - Da han m`r Bock drop!

Interview von Christian